Würzburger Forum der Kontemplation e. V. (WFdK)

Fortbildung - Werkstattberichte

 

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Symposium des WFdK -
Kontemplative Weggemeinschaften

Ein Werkstattbericht

Autorin: Monika Kaudewitz

Zum ersten Mal waren verschiedene kontemplative Weggemeinschaften zum WFdK-Symposium am Benediktushof eingeladen. Der Raum für Begegnungen war damit eröffnet und es wurde die Vielfalt der unterschiedlichen Linien und Gemeinschaften deutlich. Bei intensivem Austausch zu wesentlichen Themen traten Abgrenzungen aus der Vergangenheit in den Hintergrund und spürbar wurde, was alle Wege der Stille im Inneren verbindet.

Nach einer herzlichen Begrüßung durch Elisa-Maria Jodl stellten sich, in fokussierter Form, die drei Weggemeinschaften vor:

  • „Haus Gries“ (P. Joachim Hartmann, Dr. Annette Clara Unkelhäußer),
  • „Spirituelles Zentrum St. Martin München“ (Pfarrer Andreas Ebert)
  • „Lassalle-Kontemplationsschule via integralis“ (Hildegard Schmittfull, Bernhard Stappel)

Die unterschiedliche Entstehungsgeschichte und die eigene spirituelle Prägung der jeweiligen Weggemeinschaft wurde gleich zu Beginn deutlich spürbar und machte neugierig auf weitere Begegnungen und tieferen Austausch.

Die Moderation von Ulrich Soeder bereitete durch die Wahl der Methode „World Café“ den Boden für intensive Begegnungen und Gespräche. Die Zusammenfassungen sowie Illustrationen seiner Frau Sabine erleichterten den roten Faden im Blick zu behalten und das Wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren. sich immer wieder neu zu viert mit einer mit Papier bespannten Spanplatte als Tisch auf den Knien gegenüber zu sitzen, machte Lust, sich auf genau diese Menschen als Gegenüber einzulassen. Spontan Notizen und Zeichnungen machen zu können, half sich zu zentrieren und erheiterte vor allem wegen der kreativen „Spontankunstwerke“.

Gleich die erste Fragerunde:

„Stellen sie sich gegenseitig vor. Erzählen sie dazu von bewegenden Begegnungen auf ihrem kontemplativen Weg“,

blieb mir deutlich in Erinnerung.

In dieser Runde teilten wir die Erfahrung, dass unser Weg schon in früher Kindheit begonnen hatte. Wir tauschten eindrückliche Erlebnisse aus, die uns schon als Kind in Berührung mit dem göttlichen Geheimnis brachte. Ähnlich tiefgehend erlebte ich die nächsten Runden zu den Themen:

„Welche Sehnsucht hat dich veranlasst, dich auf deinen spirituellen Weg zu begeben?“

„Welche Antworten hast du in den Jahren deines kontemplativen Weges entdeckt?“

Hier eine kleine Auswahl von unserem Gespräch zur letzten Frage:

  • Ich bin im Gebet angenommen, so wie ich bin.
  • Leben ist stärker als der Tod.
  • Eine tiefe Liebeskraft begleitet unseren Weg.

Die letzte Runde am Freitagabend wandte sich dem Thema zu:

„Wie beantworten kontemplative Weggemeinschaften die spirituelle Sehnsucht des Menschen?“

Einiges dazu, das im Plenum zusammengetragen wurde:

  • Sie sind ein Ort, an dem Menschen sein können.
  • Wesentlich ist die Akzeptanz eines jeden Menschen.
  • Sie geben Raum für Gemeinschaft, Gemeinschaft aus der Stille, Gemeinschaft auf dem Weg.
  • Sie können Heimat sein.
  • Sie geben Orientierung und Ausrichtung.
  • Sie wollen Erfahrungsräume öffnen.

Der erste Nachmittag und Abend bot Austausch zu einer großen Fülle an Themen und ich erinnere mich gerne an dichte, sehr ehrliche Begegnungen.

Nachdenklich stimmte die herzliche Begrüßung von Fernand Braun. Er erzählte von einer Begegnung mit einem jungen Mann, der ihm wütend die Frage stellte: „Woher nehmt ihr euch das Recht vor der Wand zu sitzen, während die Welt brennt?“

Wir begannen den Samstag mit einer Stunde Kontemplation. Im „World Café“ stellten wir uns die Fragen:

Wie christlich kann/muss der kontemplative Weg sein?

Welche Bedeutung hat Gott bzw. das Göttliche in deiner Weggemeinschaft?

Hier einige Beiträge aus dem Plenumsgespräch:

  • Den inneren Ruf hören und ihm folgen.
  • Der innere Ruf kann auch interreligiös sein.
  • Christentum als „Deute-Horizont“ für Erfahrungen.
  • Orientierung an Jesus.
  • „Christlich“ als Glaubenskonzept oder als Haltung. „Jesus werden“ nicht „anbeten“.
  • Kontemplation als christlicher Weg der Stille, die anderen Weltreligionen haben eigene mystische Wege.
  • Gott wird erfahren. aus der Kontemplation wächst ein neues Gottesverständnis.
  • Gott hat 1000 Namen.
  • Zen und Christentum erlauben eine große Weite.
  • Christentum ist auf dem Evolutionsweg und in Entwicklung.
  • Stille Versenkungswege sind älter als das Christentum.
  • Es geht um „Ballast abwerfen“, der das christliche Traditionsgut verschüttet.
  • Kontemplation und Aktion gehören zusammen. Wie wirken wir in die Gesellschaft hinein?
  • Kontemplation hat ethische Konsequenzen.
  • Wenn wir in Gott eintauchen, tauchen wir neben den Armen wieder auf.

Die Gespräche zu diesen Fragen waren essentiell. Bei allen verschiedenen Blickwinkeln wurden dennoch wesentliche Aspekte spürbar, die uns verbinden.

Am Samstagnachmittag stellten sich die verschiedenen Linien des Würzburger Forums vor:

  • Die Kontemplationslinie von Willigis Jäger „Wolke des Nichtwissens“,
  • Die von Manfred Rompf gegründete Linie „Schule der Kontemplation Gottes Gegenwart“,
  • Die von Luitgard Tusch-Kleiner initiierte Linie „Wohnraum des Göttlichen“,
  • Freie Lehrer/innen, die keiner Linie angehören.

Es war sehr hilfreich, die einzelnen Linien in ihrem jeweiligen Profil wahrnehmen zu können und die jeweils zentrale Ausrichtung zu spüren.

Im Anschluss daran kamen die einzelnen Weggemeinschaften in Gruppen mit der Frage zusammen:

„Auf welche Weise hat sich das Verständnis für meine Weggemeinschaft durch die Gespräche vertieft? Was macht meine Weggemeinschaft aus?“

Die folgende Vorstellung aller Weggemeinschaften in ihrer Eigenart machte die reiche Vielfalt unter uns sehr deutlich. Mich beeindruckte wie differenziert die einzelnen Wege und Linien hier präsent waren. Gleichzeitig wurde während des Symposiums die tiefe Verbundenheit aller dieser Wege der Stille immer wahrnehmbarer.

So lag die nächste Frage für unseren Austausch auf der Hand:

„Welche übergreifenden gemeinsamen Anliegen verfolgen die kontemplativen Weggemeinschaften?“

Hier hatten wir die Aufgabe an unseren Vierertischen ein gemeinsames Bild dafür zu entwickeln.

Zentral ist mir in Erinnerung, dass die Erfahrung der Stille, des Namenlosen, auf dem Weg, den wir individuell und verbunden miteinander gehen, uns letztlich wieder auf den „Marktplatz“ führen will (Friedensarbeit, Ethik). Ebenso beeindruckte mich das Bild, dem das Märchen: „Das Mädchen ohne Hände“ (Grimm) zugrunde lag. Hier geht es darum, ein inneres Haus zu finden, in dem Heilung geschehen kann, um dann „heilend“ in die Welt hinein wirken zu können.

Als Zukunftsausrichtung beschäftigte uns abschließend, worin nächste Schritte für die Entfaltung des kontemplativen Weges bestehen können.

So endete ein intensiver Tag, der reich an vielfältigsten Begegnungen und Themen war.

Wir beschlossen den Tag miteinander mit einer Feier des Lebens, bei dem sich die verschiedenen Weggemeinschaften einbrachten. Ein Geschenk war es, dass P. Willigis dabei sein konnte.

Noch ein Blick auf die Frage:

„Was nehme ich mit? Wie war das Symposium?“

Hierzu einige Blitzlichter:

  • Wie dicht wir zusammenstehen.
  • Belebend.
  • Gemeinsam in die Zukunft.
  • Angenommen und verstanden sein.

Als wir am Sonntag vor der Mitgliederversammlung vom Benediktushof wieder nach Hause fuhren, war ich sehr dankbar für diese Tage. Beeindruckt hat mich von Anfang an, dass das Würzburger Forum die Türen geöffnet hat für die Begegnung verschiedener kontemplativer Weggemeinschaften.

Sich gegenseitig kennenlernen zu können, die Vielfalt und Verschiedenheit zu entdecken und unter alldem, das zu spüren, was uns zutiefst verbindet, war ein großes Geschenk.

Monika Kaudewitz,
verheiratet, zwei erwachsene Kinder, Pastoralreferentin, Mentorin des Interessenten- und Bewerberkreises der Pastoralreferenten in Augsburg, eigene Praxis „Innerer Weg“ für Psychotherapie, Einzel- und Paarberatung und geistliche Begleitung. Kontemplationslehrerin der „Lassalle Kontemplationsschule via integralis“
Internet: Link

 

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